Vor- und Nachteile beider Beratungsformen
Sowohl Finanzberatung als auch Finanzcoaching bieten wertvolle Unterstützung – je nach Ziel, Lebenssituation und Persönlichkeit der Kundinnen und Kunden. Wer bereits als Finanzberater:in mit § 34f-Erlaubnis tätig ist, sollte die Stärken beider Ansätze kennen, um gezielt und bedarfsgerecht beraten zu können. Der folgende Überblick hilft dabei, die Wirkung beider Methoden differenziert einzuschätzen.
Vorteile der klassischen Finanzberatung (§ 34f GewO)
1. Rechtssicherheit und klare Zuständigkeit
Finanzberater:innen unterliegen dem § 34f GewO. Das schafft Vertrauen, insbesondere wenn es um konkrete Finanzanlagen und Vertragsabschlüsse geht.
2. Konkrete Produktempfehlungen und Umsetzung
Die Beratung zielt auf messbare Lösungen ab: Produktwahl, Portfolioaufbau, Sparstrategien, steueroptimierte Anlagepläne.
3. Hoher Spezialisierungsgrad
Viele Berater:innen verfügen über fundierte Fachkenntnisse in bestimmten Bereichen: Altersvorsorge, nachhaltige Investments, Immobilienfonds etc.
4. Transparenz durch Pflichtdokumentation
Die Erstellung von Beratungsprotokollen, Risikoprofilen und Kostenübersichten schafft Nachvollziehbarkeit und Rechtssicherheit für beide Seiten.
Nachteile der Finanzberatung
- Kann bei unklaren Zielen oder emotionalen Blockaden nicht tief genug ansetzen
- Wird von manchen Kund:innen als produktgetrieben oder zu technisch wahrgenommen
- Weniger Fokus auf Lebenskontext, Werte oder Veränderungsmotivation
- Potenzielle Interessenkonflikte bei provisionsbasierter Beratung
Vorteile des Finanzcoachings
1. Ganzheitliche Betrachtung
Finanzcoaches nehmen sich Zeit für Fragen wie:
„Was bedeutet Geld für dich?“, „Wofür willst du wirklich sparen?“, „Was hindert dich an finanzieller Klarheit?“
2. Aktivierung und Selbstverantwortung
Kundinnen und Kunden entwickeln selbst Lösungen – das steigert die Akzeptanz und Umsetzungskraft.
3. Vertrauensaufbau durch Prozessarbeit
Langfristige Begleitung fördert tieferes Verständnis, Loyalität und Beziehungsqualität.
4. Ergänzung zur Beratung
Gerade Finanzberater:innen profitieren von Coachingtechniken z. B. in der Bedarfsermittlung, Zielklärung und Gesprächsführung.
Nachteile des Finanzcoachings
- Keine Produktempfehlung erlaubt (ohne separate § 34f-Erlaubnis)
- Nicht rechtssicher in Anlagefragen – keine Haftung für Entscheidungen
- Nicht reguliert oder geschützt – jede:r kann sich Coach:in nennen
- Eignet sich nicht für rein technische oder produktgetriebene Anliegen
Kombination – die beste Lösung für viele
Die Verknüpfung beider Ansätze bietet großes Potenzial. Eine Beratung, die sowohl fachlich fundiert als auch persönlichkeitsnah geführt wird, ist:
- Effektiver, weil Menschen nicht nur Fakten brauchen, sondern auch Klarheit und Motivation
- Nachhaltiger, weil die Kund:innen mitgenommen werden
- Vertrauensbildend, weil sie sich gehört fühlen
- Wirtschaftlich sinnvoll, weil langfristige Beziehungen oft zu Folgegeschäften führen
Ein:e Finanzberater:in, der oder die Coachingmethoden beherrscht, kann flexibler, empathischer und erfolgreicher beraten – und sich deutlich vom Wettbewerb abheben.