Finanzcoach vs. Finanzberater: Ihr Finanzvergleich

Finanzcoach vs. Finanzberater: Wer passt zu Ihren Zielen? - Ein Vergleich der Beratungsmethoden rund um § 34f GewO und Finanzanlagen

Datum: 28.07.2023 | Autor: Ronald Perschke | Kategorie: Finanzanlagen, Studium, Weiterbildung

Immer mehr Menschen in Deutschland interessieren sich für ihre finanzielle Zukunft – und das zurecht. Denn finanzielle Bildung wird zunehmend zur Schlüsselkompetenz in einer komplexen Welt voller Anlageprodukte, Versicherungen und steuerlicher Regelungen. Doch bei der Frage, wer bei der persönlichen Finanzplanung unterstützt, stehen viele vor einer wichtigen Entscheidung: Brauche ich ein/en Finanzberater:in oder eine/n Finanzcoach:in?

Die Begriffe klingen ähnlich, doch dahinter stehen zwei sehr unterschiedliche Ansätze. Während Finanzberaterinnen und Finanzberater auf konkrete Produktempfehlungen und rechtlich geregelte Beratung spezialisiert sind – häufig im Rahmen des § 34f GewO –, liegt der Fokus von Finanzcoachinnen und -coaches stärker auf individueller Begleitung und dem Empowerment der Klientinnen und Klienten.

In diesem Beitrag erfährst du:

  • Was genau ein Finanzcoach oder eine Finanzcoachin macht
  • Welche Aufgaben eine Finanzberaterin oder ein Finanzberater übernimmt
  • Wie sich beide Beratungsformen voneinander unterscheiden
  • Welche Form der Begleitung besser zu dir passt
  • Welche gesetzlichen Grundlagen – insbesondere § 34f GewO – zu beachten sind

Lass uns gemeinsam die Beratungsformen im Finanzbereich vergleichen – für informierte Entscheidungen und langfristigen finanziellen Erfolg.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist ein Finanzcoach bzw. eine Finanzcoachin?
  2. Was macht ein:e Finanzberater:in laut § 34f GewO?
  3. Unterschiede in der Herangehensweise
  4. Vor- und Nachteile beider Beratungsformen
  5. Häufige Fragen zu Finanzcoach und Finanzberater:in (FAQ)

Was ist ein Finanzcoach bzw. eine Finanzcoachin?

In der klassischen Finanzberatung nach § 34f Gewerbeordnung (GewO) liegt der Fokus auf der rechtlich fundierten Beratung und Vermittlung von Finanzanlagen. Doch immer mehr Finanzberaterinnen und Finanzberater erkennen: Fachliche Empfehlungen allein reichen nicht aus, wenn Kundinnen und Kunden mit inneren Blockaden, Unsicherheit oder Desinteresse an finanziellen Themen zu kämpfen haben.

Hier setzt das Finanzcoaching als ergänzende Beratungsform an.

Ergänzung statt Ersatz: Coaching erweitert die Finanzberatung

Ein:e Finanzcoach:in begleitet Kundinnen und Kunden dabei, ihre finanzielle Situation ganzheitlich zu reflektieren und eine innere Klarheit über finanzielle Ziele, Bedürfnisse und Gewohnheiten zu entwickeln. Anders als bei der klassischen Beratung geht es nicht in erster Linie um Produktempfehlungen oder Vertragsabschlüsse, sondern um:

  • Selbstreflexion zum Umgang mit Geld
  • Klärung persönlicher Werte und Lebensziele
  • Motivation zur eigenständigen Finanzplanung
  • Stärkung der Eigenverantwortung und Entscheidungsfreude

Für bereits tätige Finanzberater:innen kann das Coaching also eine wertvolle methodische Ergänzung sein – um Kundinnen und Kunden tiefer zu verstehen, besser abzuholen und langfristiger zu begleiten.

Coaching als Prozessbegleitung für Berater:innen

Im Coachingprozess nimmt die Finanzberaterin oder der Finanzberater eine begleitende Rolle ein: Es wird nicht sofort eine Lösung präsentiert, sondern es werden gezielt Fragen gestellt, Perspektiven eröffnet und Reflexion ermöglicht. Diese systemische Coachinghaltung kann z. B. in folgenden Situationen besonders hilfreich sein:

  • Wenn Kund:innen keine klaren Ziele oder Prioritäten haben
  • Wenn Entscheidungen immer wieder aufgeschoben werden
  • Wenn emotionale oder biografische Muster das Finanzverhalten prägen
  • Wenn es um komplexe Lebensveränderungen geht (z. B. Scheidung, Erbschaft, Neuorientierung)

Statt mit klassischen Argumenten zu überzeugen, setzt die Coachin oder der Coach auf Aktivierung und Eigenentwicklung.

 Für wen ist Finanzcoaching als Zusatzqualifikation sinnvoll?

Gerade für Finanzberater:innen mit § 34f-Erlaubnis ist die Erweiterung um Coachingkompetenz besonders wertvoll:

  • Professionalisierung des Kundengesprächs
  • Erweiterung der Beratungskompetenz um psychologische Aspekte
  • Stärkere Kundenbindung durch individuellere Begleitung
  • Mehr Wirkung in der Beratung, weil Kund:innen sich gehört und verstanden fühlen

Finanzcoaching ist keine Konkurrenz, sondern eine Zusatzkompetenz, die bestehende Beratung vertieft – besonders in einer Zeit, in der Vertrauen, Empathie und Kommunikation immer wichtiger werden.

Was macht ein:e Finanzberater:in laut § 34f GewO?

Finanzberaterinnen und Finanzberater nehmen eine zentrale Rolle im deutschen Finanzsystem ein – insbesondere dann, wenn es um konkrete Empfehlungen zu Finanzanlagen geht. Ihre Tätigkeit ist im Gegensatz zum Finanzcoaching gesetzlich geregelt und unterliegt strengen Anforderungen, insbesondere dem § 34f der Gewerbeordnung (GewO).

Dieser Paragraph legt fest, wer in Deutschland gewerblich Finanzanlagen vermitteln oder darüber beraten darf – und welche Qualifikationen und Genehmigungen dafür notwendig sind.

Gesetzlicher Rahmen: Was regelt § 34f GewO?

Der § 34f GewO dient dem Verbraucherschutz und soll sicherstellen, dass nur fachlich qualifizierte Personen Finanzprodukte empfehlen dürfen. Um eine entsprechende Erlaubnis zu erhalten, müssen Finanzberater:innen:

Diese Anforderungen stellen sicher, dass Kundinnen und Kunden qualitativ hochwertige und rechtssichere Beratung erhalten – besonders im Bereich der Geldanlage.

Eine übersichtliche Darstellung der Voraussetzungen und Abläufe zur Erlaubnisbeantragung nach § 34f GewO findest du auf der Seite der Akademie für Finanzberatung.

Tätigkeitsbereich von Finanzberater:innen

Mit einer Erlaubnis nach § 34f GewO dürfen Finanzberater:innen unter anderem:

  • Investmentfonds vermitteln (z. B. offene oder geschlossene Fonds)
  • Produktvergleiche erstellen und Empfehlungen aussprechen
  • Risikoprofile erstellen und Anlagevorschläge auf Kundenziele abstimmen
  • Verträge über Finanzanlagen vermitteln
  • Kundinnen und Kunden bei der Umsetzung ihrer Finanzstrategie unterstützen

Dabei steht der konkrete Produktbezug im Vordergrund – etwa zur Altersvorsorge, zum Vermögensaufbau oder zur Kapitalabsicherung. Eine fundierte Finanzanalyse bildet häufig den Ausgangspunkt der Beratung.

Haftung und Beratungspflicht

Finanzberater:innen unterliegen einer Beratungspflicht und sind dazu verpflichtet, ihre Kundinnen und Kunden transparent, nachvollziehbar und anlegergerecht zu informieren. Das umfasst:

  • Eine Geeignetheitserklärung: Warum ist ein Produkt für die jeweilige Person geeignet?
  • Eine Dokumentation des Beratungsgesprächs
  • Hinweise zu Chancen und Risiken des Produkts
  • Aufklärung über Kosten und Provisionen

Bei Fehlberatung können Kundinnen und Kunden unter Umständen Schadensersatz geltend machen – ein wichtiger Unterschied zum Coaching, das nicht auf Produkthaftung basiert.

Typische Berufsbezeichnungen und Anbieter

Berater:innen mit § 34f-Erlaubnis arbeiten oft in folgenden Rollen:

Diese Fachpersonen verfügen in der Regel über eine umfassende Kenntnis der aktuellen Finanzmärkte und Produktlandschaft.

Unterschiede in der Herangehensweise

Wenn sich Kundinnen und Kunden fragen, ob sie sich besser an eine:n Finanzcoach:in oder eine:n Finanzberater:in wenden sollten, dann hilft es, sich die grundlegenden Unterschiede in der Arbeitsweise vor Augen zu führen. Beide Ansätze verfolgen das Ziel, Menschen finanziell zu unterstützen – doch sie setzen unterschiedliche Mittel und Methoden ein.

Zielorientierung: Coaching stärkt, Beratung löst

Finanzcoaching hat zum Ziel, Selbstständigkeit, Selbstreflexion und finanzielle Kompetenz zu fördern. Die Coachin oder der Coach sieht sich als Prozessbegleiter:in, der oder die Kundinnen und Kunden befähigt, eigene Lösungen zu entwickeln. Im Vordergrund stehen:

  • Persönliche Werte und Einstellungen zu Geld
  • Entwicklung realistischer finanzieller Ziele
  • Stärkung des Vertrauens in die eigene Finanzkompetenz
  • Aktivierung eigener Ressourcen

Finanzberatung hingegen verfolgt einen eher lösungsorientierten Ansatz. Hier geht es um:

  • Die Analyse der finanziellen Ausgangssituation
  • Die Empfehlung konkreter Finanzprodukte
  • Die Umsetzung strategischer Maßnahmen zur Vermögensbildung
  • Die rechtlich fundierte Vermittlung von Finanzanlagen gemäß § 34f GewO

Die Beziehung zwischen Berater:in und Kundschaft ist hier klar fachlich und produktbezogen geprägt, während beim Coaching das Erleben, Denken und Handeln der Klient:innen im Mittelpunkt steht.

Methoden: Analyse trifft auf Reflexion

Aspekt Finanzcoach:in Finanzberater:in
Methodik Systemische Fragen, Visualisierungen Finanzanalyse, Produktvergleich
Zielsetzung Lebensziele, Mindset, Werte Rendite, Sicherheit, Liquidität
Lösungsweg Kundin oder Kunde entwickelt Lösung selbst Berater:in bietet Lösung an
Beziehung Coaching-Beziehung auf Augenhöhe Fachlich beratende Beziehung

Beziehung: Begleitung vs. Beratung

Ein weiterer Unterschied liegt in der Art der Zusammenarbeit:

  • Coaching ist partnerschaftlich: Die Coachin oder der Coach hilft der Klientin oder dem Klienten, eigene Denkprozesse zu strukturieren, Blockaden zu überwinden und Klarheit zu gewinnen. Es geht um Langfristigkeit und Vertrauen, oft über mehrere Sitzungen hinweg.
  • Beratung ist sachlich und zielgerichtet: Die Beziehung zwischen Kund:in und Berater:in ist lösungsorientiert und meist auf einen kürzeren Zeitraum ausgerichtet – typischerweise so lange, wie es zur Umsetzung konkreter Maßnahmen nötig ist.

 

Vor- und Nachteile beider Beratungsformen

Sowohl Finanzberatung als auch Finanzcoaching bieten wertvolle Unterstützung – je nach Ziel, Lebenssituation und Persönlichkeit der Kundinnen und Kunden. Wer bereits als Finanzberater:in mit § 34f-Erlaubnis tätig ist, sollte die Stärken beider Ansätze kennen, um gezielt und bedarfsgerecht beraten zu können. Der folgende Überblick hilft dabei, die Wirkung beider Methoden differenziert einzuschätzen.

Vorteile der klassischen Finanzberatung (§ 34f GewO)

1. Rechtssicherheit und klare Zuständigkeit
Finanzberater:innen unterliegen dem § 34f GewO. Das schafft Vertrauen, insbesondere wenn es um konkrete Finanzanlagen und Vertragsabschlüsse geht.

2. Konkrete Produktempfehlungen und Umsetzung
Die Beratung zielt auf messbare Lösungen ab: Produktwahl, Portfolioaufbau, Sparstrategien, steueroptimierte Anlagepläne.

3. Hoher Spezialisierungsgrad
Viele Berater:innen verfügen über fundierte Fachkenntnisse in bestimmten Bereichen: Altersvorsorge, nachhaltige Investments, Immobilienfonds etc.

4. Transparenz durch Pflichtdokumentation
Die Erstellung von Beratungsprotokollen, Risikoprofilen und Kostenübersichten schafft Nachvollziehbarkeit und Rechtssicherheit für beide Seiten.

Nachteile der Finanzberatung

  • Kann bei unklaren Zielen oder emotionalen Blockaden nicht tief genug ansetzen
  • Wird von manchen Kund:innen als produktgetrieben oder zu technisch wahrgenommen
  • Weniger Fokus auf Lebenskontext, Werte oder Veränderungsmotivation
  • Potenzielle Interessenkonflikte bei provisionsbasierter Beratung

Vorteile des Finanzcoachings

1. Ganzheitliche Betrachtung
Finanzcoaches nehmen sich Zeit für Fragen wie:
„Was bedeutet Geld für dich?“, „Wofür willst du wirklich sparen?“, „Was hindert dich an finanzieller Klarheit?“

2. Aktivierung und Selbstverantwortung
Kundinnen und Kunden entwickeln selbst Lösungen – das steigert die Akzeptanz und Umsetzungskraft.

3. Vertrauensaufbau durch Prozessarbeit
Langfristige Begleitung fördert tieferes Verständnis, Loyalität und Beziehungsqualität.

4. Ergänzung zur Beratung
Gerade Finanzberater:innen profitieren von Coachingtechniken z. B. in der Bedarfsermittlung, Zielklärung und Gesprächsführung.

Nachteile des Finanzcoachings

  • Keine Produktempfehlung erlaubt (ohne separate § 34f-Erlaubnis)
  • Nicht rechtssicher in Anlagefragen – keine Haftung für Entscheidungen
  • Nicht reguliert oder geschützt – jede:r kann sich Coach:in nennen
  • Eignet sich nicht für rein technische oder produktgetriebene Anliegen

Kombination – die beste Lösung für viele

Die Verknüpfung beider Ansätze bietet großes Potenzial. Eine Beratung, die sowohl fachlich fundiert als auch persönlichkeitsnah geführt wird, ist:

  • Effektiver, weil Menschen nicht nur Fakten brauchen, sondern auch Klarheit und Motivation
  • Nachhaltiger, weil die Kund:innen mitgenommen werden
  • Vertrauensbildend, weil sie sich gehört fühlen
  • Wirtschaftlich sinnvoll, weil langfristige Beziehungen oft zu Folgegeschäften führen

Ein:e Finanzberater:in, der oder die Coachingmethoden beherrscht, kann flexibler, empathischer und erfolgreicher beraten – und sich deutlich vom Wettbewerb abheben.

FAQ - Häufige Fragen

Wie kann mir GOING PUBLIC helfen?

Bei GOING PUBLIC! können Sie Wissen und Fähigkeiten erwerben, die Sie in Ihrer Tätigkeit als Vermittlerin oder Vermittler voranbringen. Wir begleiten unsere Kundinnen und Kunden von der Anmeldung bis hin zur Prüfung. Alle vermittelten Inhalte sind praxis- und möglichst nah an den IHK-Prüfungsinhalten orientiert, sodass unsere Absolventinnen und Absolventen nach bestandener Prüfung ihr neu erworbenes Wissen direkt anwenden können. Lassen Sie sich beraten oder starten Sie direkt durch.

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