1. Was ist Zielgruppenkommunikation?
Zielgruppenkommunikation ist weit mehr als ein Modewort aus dem Marketing. Für Finanzberaterinnen und Finanzberater, Versicherungsvermittlerinnen und Versicherungsvermittler sowie Finanzanlagenvermittlerinnen und Finanzanlagenvermittler ist sie ein strategisches Werkzeug, das über Erfolg oder Misserfolg in der Kundenansprache entscheiden kann.
Kommunikation mit Wirkung: Die Definition
Zielgruppenkommunikation bedeutet, Botschaften passgenau an die Bedürfnisse, Erwartungen und Kommunikationsgewohnheiten einer bestimmten Gruppe von Menschen anzupassen. Es geht darum, nicht einfach ins Blaue zu sprechen, sondern gezielt die Menschen anzusprechen, für die ein Angebot, eine Information oder eine Dienstleistung relevant ist.
Dabei berücksichtigt Zielgruppenkommunikation Aspekte wie:
- Demografische Merkmale (Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildung)
- Psychografische Merkmale (Werte, Einstellungen, Lebensstil)
- Mediennutzung (bevorzugte Kanäle, Formate, Endgeräte)
- Kommunikationsverhalten (Tonfall, Sprache, Informationsbedürfnis)
Ein einfaches Beispiel: Die Ansprache einer 55-jährigen Unternehmerin mit Interesse an betrieblicher Altersvorsorge unterscheidet sich grundlegend von der Ansprache eines 20-jährigen Berufseinsteigers, der zum ersten Mal über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nachdenkt. Wer beide mit denselben Botschaften adressiert, wird bei beiden wenig bewirken.
Zielgruppe ist nicht gleich Zielgruppe – und nicht jeder ist ein Stakeholder
Ein häufiger Irrtum in der Praxis ist die Gleichsetzung von „Zielgruppe“ mit „potenzielle Kundinnen und Kunden“. Tatsächlich ist eine Zielgruppe jede Gruppe, die kommunikativ erreicht werden soll – unabhängig davon, ob sie kaufbereit ist. Es kann sich dabei auch um:
- Kooperationspartnerinnen und -partner
- Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
- Medienvertreterinnen und -vertreter
- Mitarbeitende
handeln.
Wichtig ist auch die Unterscheidung zwischen Zielgruppen und Stakeholdern. Stakeholder sind alle, die durch das Handeln eines Unternehmens beeinflusst werden – oder es selbst beeinflussen können. Nicht jede Zielgruppe ist automatisch ein Stakeholder – und nicht jeder Stakeholder ist Zielgruppe einer bestimmten Kommunikation.
Warum pauschale Ansprache nicht mehr funktioniert
In Zeiten von Social Media, Content Marketing und personalisierter Werbung sind Kundinnen und Kunden daran gewöhnt, individuell und kontextbezogen angesprochen zu werden. Allgemein gehaltene Botschaften verpuffen meist wirkungslos. Die berühmte „Gießkanne“ – also dieselbe Ansprache für alle – ist längst überholt.
Stattdessen gilt: Relevanz ist das neue Reichweite. Es kommt nicht darauf an, möglichst viele Menschen zu erreichen, sondern die richtigen. Und das funktioniert nur, wenn man die jeweilige Zielgruppe wirklich versteht: ihre Bedürfnisse, ihre Sprache, ihre bevorzugten Kanäle.
Die vier Stufen erfolgreicher Zielgruppenkommunikation
- Identifikation der Zielgruppe
Wer soll erreicht werden? Welche Merkmale, Bedürfnisse, Erwartungen zeichnen diese Gruppe aus?
- Segmentierung
Gibt es innerhalb dieser Zielgruppe Untergruppen, die noch differenzierter angesprochen werden sollten?
- Personas entwickeln
Repräsentative, fiktive Profile helfen, sich in die Denkweise der Zielgruppe hineinzuversetzen.
- Kommunikation anpassen
Inhalte, Tonalität und Kanäle werden auf die spezifischen Eigenschaften der Zielgruppe abgestimmt.
Ein Beispiel: Während eine Gruppe von jungen Auszubildenden eher auf visuelle, kurzweilige Inhalte in sozialen Medien anspricht, bevorzugen erfahrene Geschäftskundinnen und Geschäftskunden ausführliche Informationen in seriösen Formaten wie Whitepapers oder Fachartikeln.
Zielgruppenkommunikation in der Praxis: Erfolgsfaktor für die Beratung
Gerade für Vermittlerinnen und Vermittler in der Finanzbranche ist Zielgruppenkommunikation kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung. Die Vielfalt der Produkte, der hohe Beratungsbedarf und das sensible Thema Vertrauen machen eine präzise, zielgerichtete Ansprache unabdingbar.
Beratungserfolg hängt heute nicht nur vom Fachwissen ab, sondern maßgeblich davon, ob die Botschaft bei der Zielgruppe ankommt, verstanden wird und als relevant wahrgenommen wird. Und das gelingt nur mit echter Zielgruppenkompetenz.